Freitag ,15.06.2018
Transfer Riga - Tallinn.
Pünktlich um 6:30 klingelt der Wecker. Um 7:00 sitzen wir beim Frühstück. Ist immer praktisch, wenn man das Frühstücksbuffet schon kennt, dann findet man seine Lieblingsspeisen viel schneller. Die Wetteraussicht ist wieder mal hervorragend, nach Wetterbericht sollen es so zwischen 20 und 25 °C werden und den ganzen Tag Sonnenschein. Um es gleich vorweg zu nehmen, es war genau so.
Wir kommen zügig los und müssen zuerst einmal quer durch Riga. So finden wir noch ein paar Endurostrecken, an manchen Stellen sind wohl die Straßenbauer noch nicht gewesen. In der Stadt ist der Verkehr sehr dicht, Arbeitsbeginn, und wir mitten drin. Auch hier gibt es wieder mal ein paar Autofahrer, die den Abstand zu Motorrädern nicht in Meter, sondern in Zentimeter einhalten. Als wir das Stadtgebiet verlassen wird der Verkehr immer weniger. Schon nach rund 50 km führen wir die Motorräder an die Tränke. Deutschland. Dazu gibt es einen Cappuccino, denn der ist an den Tankstellen oft am Besten. Nach kurzer Pause geht es mit vollen Benzinfässern wieder auf die Strecke. Zuerst noch Autobahn, 4 spurig wechselt schnell mit einfachen Landstraßen. Wiederum passieren wir einige längere Baustellen. In allen baltischen Ländern wird rege an der Infrastruktur gearbeitet. Straßen werden komplett neu geteert, Gebäude renoviert. Sicherlich sind die Straßen hier in 10 Jahren um einiges besser als in Deutschland.
Erneut sehen wir viele Störche. Manche brüten direkt in den Ortschaften und wir sehen häufig die Nester mit 2 Erwachsenen und 2 Kleinen. Auch auf den Wiesen, die frisch gemäht sind sehen wir häufig 10 Störche auf einer Wiese. Jetzt wissen wir auch, warum hier mehr Kinder geboren werden als bei uns.
Unterwegs auf der Landstraße genießen wir den geringen Verkehr und kommen mit einem Schnitt von rund 60 km/h voran. Für die Mittagszeit hatten wir geplant an einem See Rast zu machen. Wir liegen zeitlich genau im Plan und fahren eine kurzen Stich zum See. Allerdings gibt es dort keine einladenden Lokalitäten, sodass wir nach kurzer Pause weiter fahren.
Dann stellt sich langsam doch ein Hungergefühl und der Wunsch nach einer Pause ein. Das Navi kann uns helfen und wir fahren in einem Ort un sehen einen Sonnenschirm mit Bänken darunter. Die Fahrzeuge abgestellt und den Einheimischen gefolgt. An der Theke kann man sein Essen bestellen und gleich bezahlen, Die Speisekarte hängt an der Wand in allen landestypischen Sprachen. Estnisch. Das ist eine Sprache, die mit dem Finnischen und Ungarischen verwandt ist und keine gemeinsamen Wortstämme mit Deutsch oder Englisch hat. So können wir zwar die Buchstabenfolgen zwar lesen, wissen aber überhaupt nicht was das bedeutet. Zum Glück spricht uns eine Frau an, die jahrelang in Wiesbaden gelebt hat und deutsche Vorfahren hat. Mit dieser Unterstützung bestellen wir uns Suppe, Fleischküchle mit Kartoffeln und dazu Eistee. Richtig lecker und sehr preiswert. Als Nachtisch gibt es dann noch einen Milchkaffee und dazu Plini mit Quark. Die mussten wir allerdings selbst bestellen, denn unsere freundliche Übersetzerin war leider nicht mehr anwesend.
Frisch gestärkt geht es weiter in Richtung Tallinn. Bei Motorrad Traumwetter cruisen wir zügig in Richtung Hauptstadt. Ah, gerade fällt mir auf, die Grenze haben wir völlig unspektakulär überschritten, ein kleines Hinweisschild zum Land Estland und ein größeres Schild mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen am Straßenrand sind der einzige Hinweis zum Länderwechsel.
So nach 360 km wird es langsam Zeit zum Tanken. Das ist die längste Strecke, die ich bisher ohne Reserveranzeige zurückgelegt habe. Das ruhige fahren auf den Landstraßen senkt den Verbrauch auf knapp über 4 Liter. Allerdings wird das Tanken dann doch etwas aufregend. Die Zapfsäule, an der ich mich angestellt hatte war erst recht lange blockiert durch einen Autofahrer. Dann endlich komme ich auch zum Tanken. Zapfpistole gezogen, Rüssel in den Tank und schon hupt die Zapfsäule wie verrückt. Hört sich an wie die Sirene eines Rettungswagens. Zum Glück ist Robi schon fertig und befreit mich aus der Misere, man muss wählen, ob man direkt an der Zapfsäule mit Karte zahlen möchte oder doch an der Kasse der Tankstelle. Robi drückt die entsprechende Auswahl und schon fließen die ersten 0,56 Liter in meinen Tank, dann ist erneut Schluss mit Tanken. Was zum Teufel ist da schon wieder los? Robi schaut grinsend zu und sieht dann auch den Fehler: Der Tankschlauch hat einen Knick. Nach einen kurzen dreh des Zapfhahns rinnt dann endlich das Benzin in meinen Tank. Jetzt weiß ich auch, warum der Autofahrer vor mir so lange gebraucht hat nicht zu tanken. Toll, wieder was gelernt.
Nach dem Tanken geht es gleich weiter, Tallinn liegt noch ca 20 km entfernt. Unser Hotel ist in der Nähe des Fährhafens und wir finden den Weg problemlos. Der Verkehr fließt angenehm ruhig, sodass wir um 17:30 vor dem Hotel stehen. Eine kostenpflichtige Tiefgarage gibt es auch und wir können direkt mit dem Aufzug mit dem ganzen Gepäck zu unserem Zimmer hochfahren.
Schnell das Zimmer bezogen und dann gleich in die ca. 700 m entfernte Altstadt. Die Navigation ist einfach, das wir nur in Richtung Kirchturm laufen müssen. Wir betreten die Stadt an einer Stelle, die völlig fei von Restaurants ist. Wenn man das erste Mal in einer Stadt ist, kann man meinen das ist halt so. Nach kurzer Zeit finden wir auch das Zentrum mit Gastronomie, schön renovierter Altstadt usw. Wir suchen uns die Lokalbrauerei als unser Abendessen Lieferant aus. Eine Band spielt, leider etwas zu laut, und eine Folkloregruppe unterhält das Publikum. Schade, dass es etwas zu laut ist. Das Bier schmeckt lecker, erst ein Blondes und danach ein Märzen.
Gut gestärkt geht es in Richtung Hotel. Der Weg erschließt sich nicht sofort. Die Navigation wird durch die Unzahl von Kirchen nicht erleichtert. Aber natürlich finden wir den Heimweg trotzdem ziemlich schnell. Denn der Alkonetto neben dem Hotel macht ja bereits um 19:00 zu und wir müssen noch unseren Nachtschoppen einkaufen. Kurz vor Schluß suchen wir uns noch ein paar Bierdosen, kaltes Wasser und einen Wein. Da es keinen Estnischen Wein gibt suchen wir uns was aus Russland aus. Oder besser gesagt aus der ex. Sowjetunion. Ein Georgischer Rotwein soll unserer Schlaftrunk werden. Dazu erwerben wir noch einen Vodka. Wir achten schon auf die Regionalität. Ein Vodka “Koch” aus Tallinn ergibt einen landestypischen Absacker. Der Vodka ist Eco zertifiziert und schmeckt recht gut. Hier in Estland wurden die Nachnamen erst nach dem 1. Weltkrieg vergeben, davor hatten die Menschen nur Vornamen. Klingt komisch, ist aber so. Da Tallinnn historisch gesehen eine deutsche Stadt war kommen hier viele deutsch klingende Namen vor. Tallinn war eine deutsche Stadt, ähnlich wie Riga. Beide Städte waren in der Hanse. Riga war eng mit Bremen verbunden, Tallinn dagegen mit Lübeck.
Der Drang ins Bett wird ziemlich verzögert, da es immer noch Hell ist. In der Zwischenzeit ist es 22:30 und man könnte Ohne Licht Zeitung lesen. Kann man aber nicht, das wir keine zeitung haben. Aber wir sind schon so weit im Norden und die Stunde Zeitverschiebung zur Heimat macht die Nacht zum Tage.
Gefahrene Strecke 431 km