Mittwoch, 13.06.2018
Wieder mal ein Reisetag. Von Vilnius nach Riga. Nach einem guten Frühstück wird schnell aufgesattelt und die Motorräder aus dem Hof geholt. Der Portier trägt noch meine Koffer zum Hof, sodass ich nicht 2 mal laufen muss. Toller Service. Das Wetter ist wie für uns gemacht, zwischen 20 und 25°C, sonnig, kleine Schäfchenwolken am Horizont. In Vilnius weiß das Navi den Weg wieder besser, so müssen wir eine Ehrenrunde drehen, aber danach geht es dann schnell auf die Schnellstraße / Autobahn um einige Kilometer zu fressen. Eine Besonderheit sind Bushaltestellen auf der Autobahn. Manche sogar mit einer Fußgängerbrücke über die Autobahn. Meist sind die Haltestellen gut getrennt in einer extra Ausfahrt untergebracht, aber nicht alle. Manche sind die wie eine Nothaltebucht mit einem Bushaltestelleschild und einer einsamen Bank. Die Busse sind häufig so 12 sitzige Sprinter oder ähnliches.
Nach ca. 100 km verlassen wir die Autobahn. Es geht weiter auf der Landstraße. Das ist richtiges Tourenfahren. Bei idealem Wetter auf der Landstraße durch fremde Gegenden fahren, so schnell, dass einem nicht langweilig wird, aber auch wieder so langsam, dass man einiges sehen kann. Einsame Gehöfte am Straßenrand, Kühe am Straßenrand, Bauern die mit der Heuernte beschäftigt sind. Die Straße ist weitgehend gut ausgebaut, aber manche Teile sind auch nur noch mit den Reiseenduros ohne Probleme zu befahren. Überall treffen wir auf Straßenbaustellen, wo die schadhaften Teile der Straße meist komplett ausgetauscht werden. Der Abstand der Tankstellen nimmt zu, so tanken wir vorsorglich schon bei 300 km auf dem Tageszähler. Da es noch zu früh für unseren Cappuccino ist fahren wir nach dem reinigen des Helmvisiers gleich weiter. Die Dörfer liegen weit auseinander, so 20 km ohne Ortsdurchfahrt ist nicht selten. Um ca. 11.00 finden wir ein Cafe am Straßenrand, wo wir unseren Morgenkaffee einnehmen können. Wir haben uns angewöhnt zum Frühstück Tee zu trinken, denn das dunkle Wasser mit dem Name Kaffee entspricht nicht unseren Erwartungen. Der Cappuccino schmeckt gut und wir kosten eine pinkfarbene Suppe. Rote Beete, Kraut und Sauermilch ergeben die Farbe. Die Suppe wird kalt gegessen. Interessant.
Eine 8 köpfige Motorradgruppe aus Großbritannien hält kurz nach uns. Alle BMW Motorräder aus dem aktuellen Angebot sind vertreten. Die machen eine ähnliche Tour wie wir, nur lassen sie St. Petersburg aus und setzen direkt von Tallinn nach Helsinki über fahren dann aber noch Stockholm an. Die sind auch so in unserem Alter, wobei die, entgegen zu uns, eine geführte Tour mit Tourguide machen. Wir machen uns wieder auf den Weg und kommen gut voran. Aber so langsam plagt uns der Hunger und wir suchen uns eine Kneipe. Wir finden dann auch gegen 14:45 einen Halt und setzen uns direkt an der Straße auf die Bank. Nach kurzer Zeit kommt ein Fahrradfahrer vorbei und setzt sich mit dem Kommentar “Alles in deutscher Hand” an unseren Tisch. Der reist alleine mit 4 Gepäcktaschen an einem sehr guten Rad durch die Gegend. Von Hamburg aus ist der Ruheständler schon einige Tage unterwegs. Er hat ungemein viel zu erzählen, der muss wirklich schon überall gewesen sein. Wenn einer schon Dubaimarathon gelaufen ist und die Sahara mit dem Rad durchquert hat ist meist Vorsicht geboten. Wir hatten in Dresden mal ein Erlebnis mit Onkel Werner, der das blaue vom Himmel gelogen hat. Aber trotzdem ein sehr unterhaltsamer Zeitgenosse. Da er bis Riga noch 4-5 Stunden benötigt bricht er vor uns auf. Sein Merkmal ein leuchtend orangenes T-Shirt.
Nach kurzer Zeit sehen wir ihn dann durch die nächste Baustelle radeln. Der kommt ganz schön flott voran. Nach einer Fahrt von rund 1 Stunde kommen wir in Riga an. Mit dem Navi finden wir das Hotel direkt in der Altstadt sofort. Nur noch ein kleines Problem, hier gibt es überhaupt keine Parkplätze. Bei der Buchung haben wir immer versucht einen geschlossenen Parkplatz mitzubuchen. Das ist aber manches mal nicht eindeutig klar, ob es geklappt hat. Nachfragen per eMail bleiben meist unbeantwortet. Aber es gibt dann doch eine Garage direkt neben dem Hoteleingang, wo unsere zwei Transportmittel reinpassen. Die treuen Gefährten sollen auch ruhig und sicher schlafen. Nach dem Abladen und einer kurzen Erfrischung ziehen wir los auf Erkundungstour.
Hier ist viel mehr los auf den Straßen, Riga ist schon eine richtige Großstadt mit Tourismus, vielen Kneipen, Restaurants und Cafes. Die Altstadt ist weitgehend für den Straßenverkehr gesperrt und man kann sich immer an den Kirchtürmen orientieren. Auffallend ist der Kopfstein Straßenbelag, der ist sehr authentisch grob verlegt und verursacht so einige Stolperer auf unserer Erkundungstour. Zum Abendessen setzen wir uns in ein Steakhouse direkt neben dem Hotel. Leider konnte es unseren hohen Erwartungen nicht entsprechen. Preislich ist Riga, zumindest im Touristenviertel, dann doch in einer anderen Preisklasse wie Vilnius. Bier liegt so zwischen 4-5 EUR, Steak mit Beilagen knapp 30 EUR. Und dann sehen wir noch unseren deutschen Radler vorbeifahren, also doch kein Märchenonkel. Er hat es tatsächlich in 4 Stunden hierher geschafft. Nach dem Essen suchen wir noch einen Alkoholika auf und erstehen 3 Flaschen. Eine Flasche Rotwein und 2 St. Pellegrino.
Die werden dann noch auf dem Zimmer belüftet und danach geht es zügig ins Bett.
Gefahrene Kilometer: 371